Wir haben uns den Jungdesigner Aris Liakopoulos geschnappt und nachgefragt.
Was inspiriert dich?
Meine Inspirationsquellen sind grundsätzlich sehr breit gefächert. Ich finde sie oft in der Musik z.B. in der klassischen Orgelmusik oder im Technogenre. Viele Ideen, besonders Details wie Stickereien oder Fertigungstechniken aber auch Silhouetten finde ich in der Geschichte. Besonders interessiere ich mich für die Antike mit Griechenland als Schwerpunkt, die Zeit der Renaissance in Italien und den in Wien entstandenen Jugendstil, welcher besonders in der Malerei und Architektur Spuren hinterlassen hat. Daher sind regelmäßige Besuche des kunsthistorischen Museums in Wien, oder des Benaki Museums in Athen definitiv wichtig, nur um zwei Beispiele zu nennen.
Was mich am meisten inspiriert ist Griechenland; dadurch dass ich griechische Wurzeln habe und ich regelmäßig hinreise, hatte ich das Glück viele Seiten dieses Landes kennenzulernen. Einerseits die südländische Mentalität, die Speisen, die Landschaft der unzähligen Inseln und Berge, und andererseits durch die lang zurückreichende Geschichte des Landes. Besonders durch meine Leidenschaft für das „Muscheln suchen“ oder sammeln, hat sich im Laufe der Zeit ein Logo entwickelt, welches bis heute jede meiner Zeichnungen ziert und in der Zukunft sicherlich eines meiner Erkennungsmerkmale bleiben wird.

Kann man eigentlich lernen, auf gute Ideen zu kommen?
Es gibt natürlich die üblichen Ideenfindungsmethoden, die vielen schon bekannt sind und die ich teilweise schon erwähnt habe. Dazu zählt das Besuchen von Museen, das Hören von Musik, selbst banale Dinge wie Lebensmittel können einen durch dessen Form, Farbe oder sogar Geschmack inspirieren.
Ich denke was mir persönlich sehr geholfen hat ist, dass ich mein kindliches Vorstellungsvermögen, beziehungsweise meine verträumte Art nie verloren habe. Es ist bewiesen, dass Kinder im Durchschnitt kreativer sind oder zumindest eine größere Vorstellungskraft haben als Erwachsene.
Kinder denken oft sehr realitätsfremd oder sind „verträumt“, da ihnen viele Dinge des Lebens noch nicht bekannt sind. Im Gegensatz dazu können Erwachsene oft durch die Realität des Lebens innerlich blockiert sein und sind daher nicht im Stande Dinge zu erschaffen, die vielleicht noch nicht existieren oder im Wesentlichen unmöglich erscheinen. Im Grunde genommen muss jeder seinen eigenen Weg finden Ideen sammeln zu können. Dafür gibt es tatsächlich kein Rezept!

Welche Talente und Fähigkeiten sollte man besitzen, wenn man als Designer arbeiten möchte?
Ich glaube, dass der Anspruch bezogen auf Fähigkeiten und Talent eines Designers besonders in unserer Zeit sehr hoch angestiegen ist. Dadurch, dass wir durch das Internet, besonders durch Social Media, immer wieder mit unterschiedlichstem Design konfrontiert werden, wird es immer schwieriger in diesem Bereich Fuß zu fassen, besonders wenn man langfristig überleben möchte.
Ein sehr wichtiger Punkt nach der Ideenfindung oder dem Zeichnen der Skizzen/Modellen ist, diese auch in dreidimensionaler Form entstehen lassen zu können. Das Designen selbst wird oft nicht viel bringen, wenn aus der Idee kein Produkt oder Werk entsteht!
Weitere Punkte sind das Verständnis des menschlichen Körpers und ein reiches Gespür für Farben und Formen. Andere Fähigkeiten, die viele oft nicht ganz wahrnehmen, sind natürlich ein wirtschaftliches Denken, ein Gefühl für den Markt zu entwickeln und die Konkurrenz gezielt im Auge behalten zu können. Wenn ein Designer sich selbständig macht, ist er oder sie schließlich auch Unternehmer!

Was zeichnet für dich gutes Design aus?
Der Schlüssel zu gutem Design sind definitiv zwei Dinge: Ein eigener Charakter und eine Identität die sich von anderen unterscheidet, sprich die Einzigartigkeit des Unternehmens oder der Person selbst, welches sich im Design wiederspiegeln muss. Der Kunde oder Zuschauer muss in jeder Kollektion, Produkt oder Werk des Designers, die Handschrift, das gewisse Etwas herauslesen können, dass ihn oder sie als Schöpfer ausmacht.
Wie schaut bei dir der Designprozess aus?
Es beginnt meist mit Gegenständen. Zudem kommen noch Wörter, Bilder oder auch Lieder die mich inspirieren. Aus diesen Dingen entsteht ein Moodboard, das im Grunde genommen die Stimmung der Kollektion widerspiegeln soll.
Der Technologie trotzend, ist es mir immer noch sehr wichtig die Dinge die mich inspirieren ertasten zu können. Daher arbeite ich an meinen Moodboards und Entwürfen immer wieder auf Papier und nicht am Computer! Wenn dieser Teil geschehen ist, beginne ich schon mit drei bis vier Skizzen aus denen ein Modell entsteht.
Sobald das erste Modell feststeht, wird es anschließend gefertigt. Tatsächlich entsteht der Rest meiner Designs erst dann, wenn das erste Modell fertig genäht und probiert wurde. Dadurch kann ich mir das Modell besser vorstellen und kann dementsprechend weitere Entwürfe entwickeln, die in diese Richtung gehen. Ironischerweise kommt es so gut wie immer vor, dass das Kleidungsstück zuerst entsteht und dann erst die finale Zeichnung, da ich mich durch die Zeichnung im Prozess nicht einschränken lassen möchte, falls mir zwischendurch etwas Besseres einfällt.
Wie sind deine Tulle Kleider entstanden?
Im Juni 2017 bekam ich die Möglichkeit bei den Salzburger Festspielen ein Praktikum zu machen, bei dem ich durch verschiedene Produktionsabteilungen geschickt wurde, wie z.B. die Schuhmacherei, Weißnäherei oder die Damenschneiderei. In der Zeit entstanden viele neue Produktionen für Opern, und da hatte ich die Gelegenheit mit neuen Materialien, wie Tüll oder Gitterstoffe zu arbeiten.
Nach meinem Praktikum verbrachte ich den Rest des Sommers in Griechenland, wo ich regelmäßig Schnorcheln und Muscheln suchen war. Dabei haben mich die Farben und Formen der Algen und Korallen der Unterwasserwelt so fasziniert, dass ich sobald ich zurück nach Wien kam, begonnen habe Unterwasserpflanzen zu recherchieren.
So hab ich entschieden, die Silhouetten und Formen von Korallen an einem Kleid auszuprobieren. Nachdem ich eher zu extravaganten und aufwändigen Designs neige, war es auch kein Wunder, dass sich aus dem ursprünglich kleinen Versuch ein großes voluminöses Kleid entwickelte. Nach der ersten Anprobe des Kleides war ich von der Technik so begeistert, dass sich daraus ein zweites Kleid entwickelte.
Alle meine Entwürfe haben einen sehr persönlichen Hintergrund, zeigen auch meine Vorlieben und wofür mein Designherz schlägt. Das Entwerfen von Kleidungsstücken sehe ich primär nicht als Arbeit. Es ist mit der Zeit mein persönlicher Weg geworden, meine eigene Traumwelt und Vision darzustellen, zu erzählen und die anderen miteintauchen zu lassen. Daher spielen auch diese zwei Kleider eine sehr wichtige Rolle in meinen Leben.
