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Paperclip – Eine Schriftart aus Büroklammern

Die Grafikdesignerin Helena Valasaki hat den Lockdown genutzt, um eine Font aus Büroklammern zu entwerfen. Im Interview spricht sie mit uns über ihren Designprozess.

Von der Idee zur eigenen Schrift: Wie bist du darauf gekommen aus Büroklammern eine eigene Schriftart zu entwickeln? 

Typografie fasziniert mich schon immer. Eine eigene Schrift zu entwickeln war aber nie der Plan. Es war vielmehr ein Prozess, der aus einer Phase der Langeweile entstand. Langeweile ist übrigens eine sehr wichtige Basis für kreative Denkanstöße. Während der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie, hatte ich viel Zeit für kleine kreative Studien und Kurzprojekte in meiner Wohnung. Eines Abends habe ich dann einfach damit angefangen, Büroklammern zu verbiegen. Die Phase des Bauens war für mich auch die faszinierendste. Das starke Material macht es einem fast unmöglich ohne Hilfsmittel kreisrunde Formen zu biegen, die bei vielen Buchstaben aber die Grundform bilden. Daraufhin habe ich beschlossen, den anfänglichen Nachteil des Materials als besonderes Stilmittel einzusetzen. Und zwar, dass man in jedem Buchstaben die Form der Büroklammer noch so stark wie möglich erkennen soll. Am besten, man biegt die Klammer nur mit ein paar wenigen Handgriffen. Außerdem liebe ich die Einfachheit. Jede*r kann das ganz leicht zuhause oder im Büro ausprobieren und seinen Lieben eine kurze Nachricht auf den Tisch legen. 

Wie wird aus den Büroklammern eine digitale Schrift? 

Jeder Gestalter oder jede Gestalterin macht das anders. Bei meiner Schriftentwicklung gab es drei wesentliche Phasen. Der händische Bau, dann eine grobe digitale Visualisierung und zuletzt die finale Schriftgestaltung mit einem Programm. Bis jetzt habe ich nur einen regular Schriftschnitt entworfen. In den nächsten Wochen möchte ich aber noch einen light und einen bold gestalten und mich eventuell an einen italic heranwagen. Es bleibt also spannend! Parallel bin ich gerade dabei die Ziffern 0 bis 9 zu biegen. Stay tuned auf @derkreativitaetsvulkan 

Wo kann die Schrift eingesetzt werden?

Die Paperclip ist auf jeden Fall keine Schrift für den Fließtext. Dafür ist sie zu schlecht in kleinen Schriftgrößen lesbar. Sie funktioniert aber perfekt für große, plakative Elemente oder kurze Sätze. Also mehr eine Kunstschrift. Ich habe sie für die Visualisierung von Gedichten der konkreten Poesie auf Postkartenformat oder auch Plakaten eingesetzt. Zum Beispiel für die berühmten Werke von Ernst Jandl. Seine Gedichte lehren uns das Spiel mit der Sprache und eignen sich geradezu perfekt, um sie mit der Paperclip zu visualisieren. Da sich jeder Buchstabe meiner Schrift neben seiner eigentlichen Aufgabe, nämlich einen Laut zu beschreiben, auch selbst inszeniert, gefällt mir die Kombination sehr gut. 

Kann jeder deine Font verwenden? 

Sobald ich die Paperclip in mehreren Schriftschnitten fertig gestellt habe, möchte ich sie auf jeden Fall zum Download zur Verfügung stellen. Dann kann sie natülich jede*r verwenden und damit herum experimentieren. 

Grafikdesignerin: Helena Valasaki